Chronik

„Gut Wehr“ seit 1878
Kleinere Brände stellten im Mittelalter eine große Gefahr für aus Holz gebaute und mit Stroh bedeckte Häuser in den Städten dar. Oft brannten ganze Stadtteile in tagelangen Großfeuern ab, weshalb sich vermehrt feuerwehrähnliche Organisationen gründeten. Die erste „Feuerwehr“ wurde im 17. Jahrhundert in Wien ins Leben gerufen. In Niederösterreich wurde die erste Freiwillige Feuerwehr im heutigen Sinn im Jahre 1861 in Krems gegründet. Im Jahre 1878 war es dann in Wolkersdorf soweit, einige beherzte Männer –namentlich sind Leopold Schreiber, Jakob Siquans und Andreas Gindl als Gründungsmitglieder bekannt – griffen den Gedanken der freiwilligen Hilfe im Katastrophenfall auf und gründeten die „Freiwillige Feuerwehr Wolkersdorf“. Acht Jahre später, am 21. Juni 1886, kam es dann zum ersten Großeinsatz, als ein Unwetter den Rußbach über die Ufer treten ließ und große Teile des Ortes unter Wasser standen. Leider sind im Laufe der Jahre, speziell in den Wirren der Nachkriegszeit, fast alle Unterlagen und Aufzeichnungen der Wehr in Verlust geraten.

Die folgenden Zeilen geben einen kleinen Überblick über die umfassende Chronik der Feuerwehr Wolkersdorf. Anhand von Fotos, einiger weniger Bücher, sowie mündlichen Überlieferungen, wurde die Geschichte der FF Wolkersdorf rekonstruiert. Was sich durch alle Jahre wie ein roter Faden zieht, ist die Teilnahme an Fronleichnamsumzügen und Florianimessen, die Veranstaltung von Bällen, Faschingskränzchen und Konzerten zur Finanzierung der Ausrüstung.
Das älteste Foto der FF Wolkersdorf ist aus dem Jahre 1903, es wurde anlässlich des 25jährigen Bestehens gemacht.

Die Jahre bis zum ersten Weltkrieg
In den Jahren nach der Gründung stieg die Mitgliederzahl stetig an, was angesichts vieler Hochwassereinsätze auch dringend notwendig war. Im Jahre 1910 wurde eine Karrenspritze um 418 Kronen angeschafft (diese ist nach wie vor funktionstüchtig!) und der Antrag auf ein eigenes Feuerwehrhaus gestellt, da die Geräte im Rathaus gelagert wurden. Die erste Benzinmotorspritze wurde 1914 im Vorfeld des 1. Weltkrieges angekauft, mehrere Brandeinsätze in diesen Jahren rechtfertigten ihren Erwerb. Das Jahr 1914 stand bereits im Zeichen dieses Krieges, doch dieser konnte keineswegs dieV erbundenheit der Kameraden lösen. Am 7. Juli wurde zu Ehren der Mitglieder, die in den Krieg zogen (12 von 28), eine Abschiedskneipe gefeiert.

In den Jahren danach sandte man ihnen Liebesgaben an die Front und gedachte ihrer stets zu Sitzungsende mit einem »Heil! Für die Kameraden im Felde«.1922 wurde die Errichtung eines Löschwasserreservoirs beim Sosnowicz-Haus an der Ecke Brünnerstraße-Klostergasse genehmigt, diese Zisterne existiert noch heute. 1926 umfasste der Fuhrpark einen Spritzenwagen für Pferdebespannung, einen Pkw, einen Löschwagen, eine fahrbare Ausziehleiter und eine Schlauchhaspel. Anfang der 30er Jahre wurde dann ein Schlauchturm gebaut und eine Sirene angeschafft. Damals wie heute zeigten sich sowohl die Bevölkerung als auch die Unternehmen spendabel. Ebenfalls in diese Zeit fallen die ersten Lehrgänge in der Landesfeuerwehrschule und eine vermehrte Übungstätigkeit.

Hochwasserkatastrophe am Wolkersdorfer Hauptplatz im Jahre 1929

Der zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit
Mit dem Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde die Feuerwehr Wolkersdorf in ihrer bisherigen Form aufgelöst, viele Mitglieder mussten in den Krieg ziehen, mehr als die Hälfte kehrte nicht wieder. Ein großes Problem stellte auch die fast vollständige Zerstörung des Depots, der Fahrzeuge und sämtlicher Ausrüstungsgegenstände dar. Dennoch existierte das Vereinsleben und auch die Aufzeichnungen gingen weiter: Mehrere Bombenangriffe in den letzten Kriegsmonaten, aber auch Hochwasserkatastrophen und andere Unwetter sind belegt. Gleich nach dem Krieg fanden sich wieder Männer, die den Gedanken der Freiwilligen Feuerwehr hochhielten und eine neue Feuerwehr Wolkersdorf aufbauten.

1947 mussten die Feuerwehrleute zu 19 Hochwasser- und einem Brandeinsatz ausrücken, was zeigte, dass der Ankauf eines Fahrzeuges notwendig war. Aus diesem Grund wurde ein Ford Canada der Besatzer zu einem Feuerwehrauto umgebaut. Ebenfalls aus Militärbeständen kam das im Oktober 1951 in Dienst gestellte Löschfahrzeug, welches sich wenige Tage später bei einem Ölgroßbrand in Zistersdorf gleich beweisen musste. Am 7. April 1957 wurde Rudolf Schmidt, Verfasser der Chronik, in die Feuerwehr aufgenommen, Robert Schindler und Josef Höflinger wurden 1962 feierlich angelobt. Das im Jahre 1997 verkaufte Tanklöschfahrzeug 1000 wurde 1965 um 272.000 Schilling angekauft. Ebenfalls in diesem Jahr erwirbt Anton Weiss als erster Feuerwehrmann der Umgebung das FLA Gold, im Jahr darauf Rudolf Schmidt. Ein weiteres Fahrzeug, unser alter 2er-Tank, den wir im April diesen Jahres verkauft haben, wurde 1973 in Dienst gestellt.

1964 prallten ein Postbus und ein Lkw frontal gegeneinander

Die 70er und 80er
Diese Jahre sind durch viele Einsätze nach Verkehrsunfällen und durch die langwierigen Verhandlungen wegen eines neuen Feuerwehrhauses geprägt. 1978 wurde bei der 100-Jahr-Feier ein Kommandofahrzeug geweiht, das bis 2001 seinen Dienst tat. Damals zählten 45 Personen zur Mannschaft, wobei fünf das Leistungsabzeichen in Gold und 40 jenes in Silber trugen. Die Ausrüstung war mit acht Fahrzeugen – darunter drei Tanklöschfahrzeuge –, Atemschutzgeräten, Notstromaggregaten, Funkgeräten, Schmutzwasserpumpen, einer fahrbaren Ausziehleiter und weiteren Geräten auf einem ausgezeichneten Stand.

Der Fuhrpark anlässlich der 100-Jahr-Feier im Jahre 1978 umfasste fünf Fahrzeuge.

Der erste Feuerwehrheurigen wurde 1983 im Garten von Kamerad Rudolf Stubam veranstaltet und entwickelte sich zu einem so großen Erfolg, dass von da an jedes Jahr Feuerwehrheurigen und Frühschoppen abgehalten wurden. Das nach wie vor aktive Rüstfahrzeug wurde 1984 feierlich in den Dienst gestellt. Zwei Jahre später wurde Richard Rötzer zum Kommandanten gewählt, welcher er 20 Jahre lang blieb. Im selben Jahr wurde Anton Weiß, der von 1958 bis 1981 die Geschicke der FF Wolkersdorf lenkte und von 1968 bis 1986 Abschnittsfeuerwehrkommandant war, feierlich mit allen Ehren in die „Feuerwehrpension“ geleitet. Die Feuerwehrjugend wurde am 1. Februar 1989 gegründet und feierte von Anfang an große Erfolge: Mittlerweile kann mehr als die Hälfte der aktiven Mannschaft auf eine Ausbildung bei der FJ Wolkersdorf zurückblicken.

Die Gelenkbühne läutet ein neues Zeitalter ein
Anfang der 90er Jahre stiegen die Einsatzzahlen dann noch einmal merklich an, 75 bis 116 Einsätze, darunter viele Verkehrsunfälle, waren pro Jahr zu leisten. 1992 wurde dann die Gelenkbühne angekauft, die mit einer Arbeitshöhe von 25 m bis ins 7. Stockwerk hinaufreichte und als einzige ihrer Art in der Umgebung wesentlich zur Sicherheit beitrug.

Die Gelenkbühne bei einem Großbrand in Hagenbrunn 1996

Das große Hochwasser im Sommer 1994 forderte tagelangen Einsatz aller Feuerwehrmitglieder, wobei wir von Kameraden von 19 weiteren Feuerwehren bei den Aufräumarbeiten unterstützt wurden. Bei den 45. Landesfeuerwehrleistungsbewerben 1995 bevölkerten über 10.000 Silberhelme aus dem ganzen Bundesland drei Tage lang Wolkersdorf und die Umgebung, die Vorbereitungsarbeiten für dieses Riesenfest dauerten über ein Jahr. Mit Gudrun Österreicher kam 1996 die erste Frau zur FF Wolkersdorf, mittlerweile verstärken fünf Feuerwehrfrauen die Truppe. Das im Jahr darauf angekaufte Universallöschfahrzeug belastete das Feuerwehrbudget mit einer Million Schilling schwer, weshalb die Bevölkerung und Unternehmen von Wolkersdorf mit einer Spendenaktion erfolgreich um Unterstützung gebeten wurden.

In den Jahren darauf hielten sich die Einsatzzahlen konstant über 100, die Mitgliederzahl sank jedoch. Deshalb wurde 2001 die Aktion „Coole Kids“ ins Leben gerufen, was zu einigen Beitritten bei Feuerwehren in der gesamten Umgebung geführt hat. Das Jahr 2005 stand ganz im Zeichen unseres Hightech-Feuerwehrautos, der Teleskopmastbühne. Das 500.000-Euro-Fahrzeug, finanziert von Land, Gemeinde und Feuerwehr, ersetzte die über 30 Jahre alte Gelenkbühne und gewährleistet durch die Stationierung in Wolkersdorf mehr Sicherheit für die Bevölkerung.

Neues Kommando nach 20 Jahren
Als Anfang 2006 Richard Rötzer nicht mehr als Feuerwehrkommandant kandidierte, ging eine Ära zu Ende: 20 Jahre leitete er erfolgreich die Feuerwehr, fünf Fahrzeuge wurden angeschafft, das Feuerwehrhaus neu gebaut, viele Veranstaltungen durchgeführt, darunter die Landesfeuerwehrleistungsbewerbe 1995, und unzählige Einsätze wurden in dieser Zeit geleistet. Zum neuen Kommandanten wurde Christian Weber, zu seinem Stellvertreter Wolfgang Höflinger gewählt. Unter diesem Duo wurde das Feuerwehrhaus einer Schönheitskur unterzogen, noch mehr Wert auf Aus- und Weiterbildung gelegt und zwei der größten Einsätze der Geschichte gemeistert: Im November 2006 der Frontalzusammenstoß zweier Sattelzüge auf der Umfahrung und das Jahrhunderthochwasser im April 2008